Jean Poly

ENGLAND (VÖ: 20.02.2009)

An einem heißen Sommertag im Jahr 2008 erreichte uns ein Demo. Wir hören uns noch alle Demos an, die wir bekommen. Die CD enthielt vier Titel. Und ihre Songs haben sich von Büroraum zu Büroraum, von CD-Player zu CD-Player wie ein Virus eingeschlichen und festgesetzt. Filigrane, leicht entrückte Lieder. 

Was dieses Demo allerdings nicht enthielt, war eine Telefonnummer oder gar eine e-Mail- Adresse. Nur einen postalischen Absender. Da die Songs den CD-Player nicht verlassen wollten, folgte eine absurde Spionage-Arbeit. Bei der Telefonauskunft gab es den Absender nicht, alle Suchmaschinen schwiegen (es ließ sich nur herausfinden, dass eine Schlosserei unter der postalischen Adresse residierte). Also mussten wir zum ersten Mal mit einem Brief auf ein Demo antworten. 

Als Antwort kam ein Brief mit weiteren vier Songs. Wieder keine Telefonnummer oder sonstige direkte Kontaktaufnahme. Diese Geschichte setzte sich in noch einigen weiteren Briefwechseln fort und endete mit dem Besuch des Künstlers in unserem Büro. Angereist aus dem Süden Deutschlands. Wir starrten alle auf die Bürotüre, dachten schon, dass ein greiser, dickbäuchiger Schrat oder, schlimmer noch, Anzugsträger hereinkommen würde, der seine Person aus verständlicher Scham versteckt wissen wollte. Aber nein, ein Anfang Dreißiger, man darf sagen: gut aussehender Herr betrat das Büro. Und nach drei Stunden Gespräch über Star Wars, Medien und elektronische Klangerzeuger stand fest, dass man diesem Jean Poly eine Plattform bieten, er aber nicht in Erscheinung treten möchte. Und es daher auch keine Live-Auftritte oder ähnliches geben wird. 

Den letzten Schliff am Album hat Anajo-Erfolgsproduzent Alaska Winter dem musikalischen Werk verabreicht. Und nun ist ENGLAND da. So war sie also, unsere einzige Begegnung und auch das einzige Gespräch mit dem Künstler. Wieder in Briefform wurden Verträge unterzeichnet und der ganze Rest geregelt, so zum Beispiel auch die folgenden Zeilen, die uns "aus dem Umfeld von Jean Poly" als Album-Info erreichten:

Wolltest Du schon immer die Unendlichkeit bereisen?

Dies sind die Geschichten von Jean Poly, einem Musikanten, der Dich mit seinem Debüt-Album “England“ bezaubern wird durch sein filigranes Gespür für die kleinen Augenblicke des Lebens, der Dich durch sein minutiöses Experimentieren am lebenden Ton faszinieren und fesseln wird. Jean Polys Lieder entfalten sich wie wohlgeformte Skulpturen im Raum, manche jedoch mit solch scharfen Konturen geschaffen, dass sie die Luft in feine Splitter zu zerschneiden vermögen. Wie nach dem Betreten eines ewig verschlossenen Raumes gibt es zahllose Facetten in den Songs zu entdecken, manche kommen einem vertraut vor, andere sind erfrischend, neu, durch und durch einzigartig. Jean Poly beobachtet und reproduziert die zierlichen Lebenslinien, die unbeachtet in uns und um uns herum existieren. Er hält im Menschengetümmel einen Platz neben sich frei. Komm, setz dich dazu. Entdecke all das für Dich.

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