Oliver Gottwald

Zurück als Tourist (VÖ: 27.02.2015)

Oliver Gottwald ... Moment ... der Sänger von Anajo? Eben jener! Seit 1999 macht dieser junge Herr Musik. Zunächst im Kinderzimmer, später im Proberaum und noch ein bisschen später dann auf den größeren und großen Bühnen. Oliver ist nicht nur Sänger der Band, sondern auch Songschreiber: zeitlose Klassiker der Popmusik wie „Ich hol Dich hier raus!“, „Monika Tanzband“ oder „Wenn Du nur wüsstest“ gehen auf sein Konto. Plattenvertrag bei Tapete Records, drei Studioalben und eines mit Poporchester, Tourneen durch Russland und die Ukraine, Österreich, die Schweiz und Deutschland sowieso. Es läuft gut, die treue Fangemeinde wächst stetig und man erntet auch für die letzte der vier Platten (DREI, 2011) Anerkennung von Seiten der Kritiker. 

Wie bei einer langjährigen Beziehung ist bei Anajo die Luft allerdings irgendwann raus, die Bandkollegen heiraten und kriegen Kinder. Man einigt sich darauf, musikalisch getrennte Wege zu gehen. Und so kümmert sich Oliver ebenfalls um seinen Nachwuchs: eine neue Band. Diese heißt so wie er: Oliver Gottwald. Quasi ein Soloprojekt, aber mit festen Bandmitgliedern. Unterstützt wird er von Florian Meya am Bass, Marc Frank am Schlagzeug und auf Tour zusätzlich von Samuel Heinecker an den Keyboards.

Wie man diesen neuen/alten Protagonisten der hiesigen Popmusik beschreiben könnte? Oliver Gottwald liebt Gitarrenmusik, tanzt für sein Leben gern, steht irgendwo zwischen Pubertät und Midlife-Crisis und wechselt die Spielorte des Geschehens wie Backpacker ihr Hostel, tauscht Großstadt gegen Peripherie und begibt sich auf Berggipfel um sogleich in die Tiefsee einzutauchen.
Das nun vorgelegte Album „Zurück als Tourist“ ist buchstäblich eines, das man überall hören kann – weil es immer passt: auf der „stundenlangen Fahrt ans Meer“, „im Doppeldeckerbus – oben auf der ersten Bank“ und eben auch „draußen in der Peripherie“. Nach Melancholie und Prokrastination kommt Aufbruch. Zu Hause fühlen kann man sich an vielerlei Orten und manchmal muss man einfach raus. Auf Reisen sein im Geiste. Tourist sein als Zustand. 
Daheim ist aber wie zu Anajo-Zeiten immer noch Augsburg. Dort entstanden die meisten Ideen, dort wurde ein Großteil der Songs geschrieben. Auf einem Rundtrip durch die Studios der Produzenten Michael Kamm (Pas De Deux) und Marc Frank ist der Longplayer dann im Herbst 2014 aufgenommen und gemischt worden. Gemastert wurde „Zurück als Tourist“ von Frank Merritt im The Carvery in London.


Die Platte führt durch zehn Stationen im Leben eines Oliver Gottwald, der sich souverän zwischen ruhigen Pop-Balladen, (t)rotzigen Rocknummern und Tanzgaranten für die Indiedisko hin- und herbewegt und dabei dennoch ohne einen musikalischen Wunderwaffenschein auskommt, weil er nach Aussage des Produzenten Kamm eh machen kann, was er will – er klinge halt einfach immer nach sich selbst! Und das meint kurzum: POP in großen Lettern (!), durchdrungen von smarten Post-Punk-Einschüben, treibenden Dance-Rhythmen und funkelnden Gitarren. Die gewohnt brillanten Songtexte eingeschlossen. Manche wollen sogar die Knef herausgehört haben! Da hat einer von der Pike auf – sagen wir vom elterlichen Kinderzimmer aus – sein Handwerk gelernt. Ganz am Ende des Albums stellt sich die Frage, auf die man so schnell keine Antwort findet: „Baby, was ist alt und was ist neu?“ Einsteigen, anhören, ums Eck biegen und gut finden!