Paul Dimmer Band

Wenn alle Stricke reißen (VÖ: 28.09.2007)

Hat hier jemand AOR gesagt? Adult Orientated Rock? Igitt, was für eine grässliche Musikgattung. Phil Collins, Bryan Adams, Michael Bolton – nicht schön! Schade eigentlich, denn rein formal würde diese Kategorie auch zur Paul Dimmer Band passen: sanfte Rockmusik für Erwachsene. Oder besser gesagt: reife, feine, ernsthafte Musik im allerbesten Sinn. Das Etikett Alternative Adult Rock trifft es vielleicht schon eher, aber da denkt man dann gleich an R.E.M., Crowded House und Konsorten. Nein, das passt auch gar nicht.

Okay, fangen wir mal ganz von vorn an: Wie ist die Musik der Paul Dimmer Band? Zumindest kann man schon mal sagen, wie sie nicht ist: Sie ist nicht witzig. Sie ist nicht ironisch. Sie ist nicht intellektuell. Sondern? Sie ist gewichtig. Sie ist melancholisch. Sie ist intelligent. Und sie ist einmalig. Man kann sich die deutschsprachigen Veröffentlichungen der letzten vier Jahrzehnte anhören und wird nichts Vergleichbares finden. Und international? Nun ja, ein paar Namen fallen einem da schon ein. The National, Low, Hayden, Sophia. Vielleicht auch Wilco, Josh Rouse, Ron Sexsmith, Cowboy Junkies. Von allem ein bisschen. Darauf kann man sich vielleicht einigen. Mit anderen Worten: Wir haben es mit klassischem Songwriting zu tun.

Und was macht die Musik der Paul Dimmer Band besonders? Zunächst einmal natürlich, dass sie deutsch singen. Zugegeben: So etwas geht ja leider öfter mal schief. Wird peinlich oder pathetisch. Und oft genug beides. Nicht so bei der Paul Dimmer Band. Dabei sind die Texte alle sehr intim, handeln vom Verlassenwerden, vom Alleinsein, von Erinnerungen, von Zwischenmenschlichem. Thematisch wird das Rad also nicht neu erfunden. Es ist die Art, wie die Zeilen und Strophen formuliert sind. Die Wörter sind konkret, aber die Aussage bleibt immer vage genug, um sich selbst zu erkennen.

Und musikalisch? Es gibt keine Dissonanzen. Keine schrägen Rhythmuswechsel. Oder schrille Vokaleinlagen. Nichts davon und nichts dergleichen. Dennoch ist jeder Ton wohlüberlegt, jeder Harmoniewechsel wohlbedacht, jeder Rhythmus wohlgesetzt und jede Textzeile wohlerwogen. Die Musik der Paul Dimmer Band strahlt reine Schönheit aus. Sie ist weit entfernt vom Kitsch und doch sehr anrührend. Die Summe all dessen ist: ein melancholischer Wohlklang. 

„Wenn alle Stricke reißen“ ist das zweite Album der Paul Dimmer Band. Fünf Jahre haben sich die drei Mitglieder Christoph Wegner, Patrick Reuter und Jens Zulauf Zeit für den Nachfolger genommen. Haben sich ihre Parts immer wieder zwischen Hamburg, Frankfurt und Berlin hin- und hergeschickt und an jedem Lied so lange gefeilt, bis alles passte. Und das ist auf jedem einzelnen Stück zu spüren.

Die Paul Dimmer Band zwingt uns dazu, sich mit ihr einzulassen, aber sie drängt sich nicht auf. Hört euch diese Musik an!

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